Donnerstag, 13. Juli 2000
Aktuelles Lexikon
Bahaismus
Beim Besuch des iranischen Präsidenten Mohammed Chatami hat die deutsche
Bahai-Gemeinde an die Bundesregierung appelliert, sich für die in Iran
verfolgten Anhänger dieses Glaubens einzusetzen. Rund sechs Millionen
Menschen weltweit sind Bahai, Mitglieder dieser Mitte des 19. Jahrhunderts
von dem adligen Perser Mirsa Hussein Ali begründeten Glaubensgemeinschaft.
Der Religionsstifter, der sich selbst als Prophet bezeichnete und sich den
Ehrennamen Baha Ullah (Glanz Gottes) gab, starb im Exil in Palästina. Da
nach muslimischem Glaubensbekenntnis Mohammed der höchste und historisch
letzte Prophet ist, wurde die Bahai-Religion von islamischen Geistlichen seit
jeher heftig abgelehnt. Als „Ketzer“ genießen die Bahai keinen
Schutz durch den Koran. In Iran werden sie seit der islamischen Revolution
von 1979 besonders streng verfolgt, gefoltert und getötet. Weltweit sind
sie in rund 20 000 örtlichen und 175 „nationalen geistigen Räten“
organisiert. Das höchste Gremium ist das neunköpfige internationale
„Universale Haus der Gerechtigkeit“ mit Sitz in Haifa. In Deutschland
entstand der erste „nationale geistige Rat“ der Bahai im Jahr 1923.
Während der Nazizeit war die Glaubensgemeinschaft wegen ihrer
kosmopolitischen und antirassistischen Grundsätze per Sondererlass
Himmlers verboten. Heute hat die Gemeinde hier nach eigenen Angaben rund
5000 Mitglieder.
dah
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