23.05.2001 10:10
Haifa
Grüne Insel für den Frieden
Nach fast 15 Jahren Bauzeit werden die Bahai-Gärten am Karmel-Berg der
Öffentlichkeit präsentiert.
In Haifa werden
heute die hängenden Gärten der Bahai eröffnet. [dpa]
Mehr als 4500 Mitglieder der Bahai-Gemeinschaft aus rund 170 Ländern der
Erde haben in der israelischen Hafenstadt Haifa der offiziellen Einweihung
der "hängenden Gärten" um den "Schrein des Báb" am Karmelberg
beigewohnt. Die aufwändige Anlage wurde ausschließlich durch Spenden
von internationalen Anhängern der Bahai-Lehre finanziert.
Nach zehn Jahren umfangreicher Umgestaltungsmaßnahmen durch die
Religionsgemeinschaft präsentierte sich der nördliche Hang des
Karmelberges in neuem Gewand. Gleichzeitig hatte die Stadtverwaltung auch
die Hauptstraße und Gebäude der ehemaligen Templerkolonie erneuert.
Mit der Koloniestraße und dem Treppenaufgang zum Schrein des Báb, die
bereits zuvor entlang derselben Achse verliefen, entstand – nach langer
Unterbrechung– wieder eine durchgehende Verbindung zwischen Meer und
Karmelhöhe.
Der prachtvolle Garten erstreckt sich über 19 Terrassen am steilen Hang
des Berges. Der Höhenunterschied vom unteren bis zum oberen Ende
beträgt fast 250 Meter. Fariborz Sahba, der Architekt der Anlage,
beschrieb seine Schöpfung als "die grüne Insel Haifas". Etwa 50
Springbrunnen zieren den weitläufigen Park, in dessen Mitte der Tempel
der Bahai mit seiner goldenden Kuppel in den Himmel ragt. Die 50 Fontänen
der Anlage werden durch ein in sich geschlossenes Wassersystem gespeist, das
den Wasserverbrauch möglichst gering hält.
Terrassen des Lichts im Sonnenuntergang
Im Sonnenuntergang, begleitet von laut zwitschernden Vögeln, spielte das
Symphonieorchester Haifas unter Leitung von Dirigent Stanley Sperber am
Fuße der prunkvollen Anlage das Oratorium "Terrassen des Lichts", das der
norwegische Komponist Lasse Thoresen eigens für die Eröffnung schuf.
Den spektakulären Abschluss der Aufführung, begleitet von euphorischem
Gesang des Transsylvanischen Staatschors, bildete nach Sonnenuntergang das
Einschalten der unzähligen Lichter auf den Terrassen, die sich wie
Perlenketten um den erleuchteten Schrein winden.
Die am Westhang des Carmel-Berges liegenden Gärten wurden mit einem
Kostenaufwand von mehr als 200 Millionen US-Dollar rund um den ältesten,
durch sein vergoldetes Dach berühmten Schrein der knapp 150 Jahre alten
Religionsgemeinschaft angelegt. Die Anlagen, und vor allem der im Zentrum
gelegene Schrein des Bab, gelten schon jetzt als neues Wahrzeichen Haifas.
Peggy Walker, Internationale Bahai-Beraterin, betonte die verbindende Kraft
des Bahai-Glaubens, der gerade in einer Konfliktregion wie dem Nahen Osten
Denkanstöße geben könne. Der Bahai-Garten in Haifa, der ab Juni
für Besucher geöffnet werden soll und von dem die Stadt sich mehr
Touristen erhofft, symbolisiere die Einheit der Menschheit. Man gebe sich
allerdings nicht der Illusion hin, dies sei leicht zu erreichen. "Frieden
ist ein sehr langer Prozess, für den man schwer arbeiten muss", sagt
Walker. "Er beginnt im Herzen jedes einzelnen Individuums".
Quelle: dpa/sueddeutsche.de
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