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Iran
Chatami will demokratischen Wandel beschleunigen
Die Wahlen stärken den Reformkurs des Präsidenten / Bundesregierung:
Signal für Integration in die Staatengemeinschaft
Nach seinem deutlichen Wahlsieg hat Irans Präsident Mohammad Chatami
in der Nacht zum Sonntag eine Fortsetzung seines vorsichtigen
Reformkurses angekündigt. Chatami sagte nach Bekanntgabe seines
Wahlsieges, oberste Priorität habe für ihn ein beschleunigter
demokratischer Wandel. Zugleich erteilte er Forderungen nach einem
radikalen Bruch mit dem herrschenden reformfeindlichen Lager eine
Absage. Er mahnte, der Weg zur Demokratie führe über Prinzipien,
gepaart mit Geduld, Mäßigung und Umsicht. Der Reformgegner
Ayatollah Ali Chamenei, der als geistliches Oberhaupt Justiz und Medien
kontrolliert, beglückwünschte Chatami.
Der Wahlausgang bedeutet für Chatami eine Stärkung im Machtkampf
gegen die erzkonservativen Kräfte. Die Iraner bestätigten ihren
Präsidenten mit 77 Prozent der Stimmen für eine zweite Amtszeit.
Damit erreichte der Präsident sein Ziel, das Ergebnis von 70 Prozent
aus dem Jahr 1997 noch zu verbessern. Während die Wahlbeteiligung
seinerzeit aber noch bei 83 Prozent lag, fiel sie nun angeblich auf 67
Prozent. Chatamis neun Herausforderer landeten weit abgeschlagen. Am
besten schnitt noch der ehemalige Arbeitsminister Achmad Tawakoli mit 16
Prozet ab. Die übrigen sieben Kandidaten erreichten zwischen 0,1 und
2,6 Prozent.
Ayatollah Chamenei, der mächtigste Mann im Staat,
beglückwünschte Chatami in einer am Sonntag verbreiteten
Erklärung. Er sprach von einem "deutlichen Beispiel für die
religiöse Demokratie". Damit seien die "Pläne von Feinden
durchkreuzt" worden, die versucht hätten, die Menschen von der Wahl
abzuhalten. "Noch einmal haben Sie bewiesen, dass der islamische Iran,
nach dem Willen der Nation vereint, die Linie von Unabhängigkeit und
Freiheit verfolgen kann", ließ er mitteilen. Im Vergleich zum
geistlichen Führer und zum rückwärtsgewandten Klerus im
mächtigen Wächterrat und im Justizapparat verfügt Irans
Präsident nur über beschränkte Macht. Chamenei hatte 1989 die
Nachfolge von Ayatollah Khomeini angetreten.
Zusammen mit der Parlamentswahl vom Februar vergangenen Jahres ist die
Wiederwahl des Geistlichen Chatami bereits der dritte
überwältigende Sieg des Reformlagers in Folge. Der Wächterrat
beklagte "zahlreiche Unregelmäßigkeiten" bei dem Urnengang vom
Freitag. Wegen starken Andrangs waren die Wahllokale am Abend länger
geöffnet gewesen als vorgesehen.
Bundespräsident Johannes Rau, Bundeskanzler Gerhard Schröder und
Außenminister Joschka Fischer gratulierten dem Wahlsieger. Fischer
bezeichnete die Wahl als "eindrucksvolles Signal für die Stärkung
der Demokratie". Chatami stehe "für die Öffnung des Landes und die
Integration Irans in die internationale Staatengemeinschaft".
Die CDU forderte die Bundesregierung auf, Chatamis Kurs der Öffnung
noch aktiver zu unterstützen. So sollte der Kulturaustausch über
ein Goethe-Institut in Iran ausgeweitet werden, sagte der
CDU-Außenpolitiker Ruprecht Polenz am Sonntag.
Um die "Qualität" der angekündigten Reformen im Iran sorgt sich
dagegen die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Chatamis
Erfolge sollten an der Menschenrechtssituation der religiösen
Minderheiten gemessen werden, hieß es. In seiner ersten Amtszeit habe
der Präsident "weder etwas gegen die fortgesetzte Diskriminierung der
etwa 35 000 Juden noch gegen die Verfolgung der rund 300 000 Baha-i
unternommen, erklärte der Generalsekretär der Gesellschaft, Tilman
Zülch, in Göttingen. Auch assyrisch-aramäische und armenische
Christen verließen den Iran in Scharen.
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