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Feier im Neuen Schloss - Motto: «Religionen gemeinsam gegen Gewalt»

Bahá'i
Weltreligionstag 2002 in Stuttgart
Feier im Neuen Schloss - Motto: «Religionen gemeinsam gegen Gewalt»

Stuttgart - Der 11. September hat eines klar gemacht: Ohne den Dialog der Religionen gibt es keinen Frieden auf der Welt. Auf Dialog und Verständigung setzt der Weltreligionstag, den die Bahá'i stets am 3. Sonntag im Januar feiern. Dieses Jahr heißt das Motto: «Religionen gemeinsam gegen Gewalt».

1951 war das 1. Mal, dass die Bahá'i-Gemeinde den Weltreligionstag in Stuttgart feierte, mittlerweile ist er in 80 Ländern zur Tradition geworden. 2002 sollen Vertreter verschiedener Religionen an diesem Sonntag bei der Feierstunde im Stuttgarter Neuen Schloss in einer Podiumsdiskussion ins Gespräch kommen.

Damit knüpfen die Veranstalter an die Erklärung des Interkulturellen Rates im Oktober 2001 an, der sich - vor dem Hintergrund des 11. September - für ein weltoffenes und fremdenfreundliches Deutschland einsetzt. Über das Thema «Religionen gemeinsam gegen Gewalt» werden in einer Podimsdiskussion unter anderen Professor Urs Baumann vom Institut für Ökumenische Forschung der Uni Tübingen, Meinhard Tenné vom Zentralrat der Juden, Paul Köppler von der buddhistischen Union, Nadeem Elias vom Zentralrat der Muslime und Christopher Sprung von den Bahá'i sprechen.

«Gemeinsam wollen wir die verschiedenen Aspekte des Themas beleuchten», sagt Hartmut Nowotny vom Arbeitskreis Weltreligionstag. «Und wir wollen den übergreifenden Konsens gegen die Gewalt suchen. Wir beginnen beim Einzelnen in der Familie, gehen über gesellschaftliche Fragen bis hin zu internationalen Gepflogenheiten.» Neben der aktuellen Weltpolitik soll über das konkrete Zusammenleben in Deutschland gesprochen werden. Und nicht zuletzt werden sich die Vertreter auch zu den Gewaltpotenzialen in den einzelnen Religionen Gedanken machen.

Der Terroranschlag des 11. September, der Krieg im Nahen Osten, Religionskonflike in Nordirland - jede Religion erhebt oft einen Absolutheitsanspruch. Ist ein Friede unter den Religionen denn überhaupt möglich? Ohne Dialog sicher nicht. Auch der Theologe Hans Küng fordert einen interreligiösen Dialog schon lange. «Worauf ich immer Wert gelegt habe, dass die Religionen zwar verschieden bleiben, aber dass die Religionen gemeinsame ethische Standarts haben. Und die gilt es zu pflegen», meint Küng. Gemeinsame ethische Standarts - das sind etwa Ideale wie Gerechtigkeit, Ehrlichkeit oder Fairness. Über die müsse gesprochen werden.

Vom gleichgültigen Nebeneinander zu konstruktivem Miteinander - darum geht es auch Hartmut Nowotny: «Für uns als Bahá'i-Gemeinde ist wichtig, dass die verschiedenen Religionen in den Dialog kommen: dass wir uns kennenlernen, unser gemeinsames Potenzial finden und Vorurteile abbauen. Schließlich leben wir in einer pluralistischen Gesellschaft und da gilt es, nicht gegen- sondern miteinander zu wirken.»

Und ähnlich wie der Muttertag solle auch solch eine Veranstaltung wie der Weltreligionstag keine Eintagsfliege bleiben. «Was nützt es, wenn man einmal im Jahr der Mutter Blumen kauft und den Rest des Jahres mit dem Abwasch alleine lässt?» Genauso sei es mit dem Weltreligionstag. Auch der interreligiöse Dialog braucht Pflege...

INFO:
Die Bahá'i ist flächenmäßig nach dem Christentum die größte Religionsgemeinschaft weltweit. In Deutschland leben etwa 6000 Mitglieder aus rund 70 verschiedenen Nationen; in Stuttgart selbst gibt es 60 Bahá'i.

http://www.bahai.de
http://www.weltreligionstag.de

Claudia Breitkopf / SIR
18.01.2002 - aktualisiert: 18.01.2002, 15:17 Uhr


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