Stuttgarter Nachrichten vom 19. Januar 2002
Friedliches Zusammenleben der Kulturen
Die Bahá'i organisieren Podiumsgespräch zum Weltreligionstag
Was können die Weltreligionen gemeinsam gegen Hass und Fanatismus
tun? Diese Frage ist in aller Munde. Die Glaubensgemeinschaft der Bahá'i
greift das kontroverse Thema am Sonntag in einem Podiumsgespräch
zum Weltreligionstag auf.
VON JÜRGEN
BOCK
Die Bahá'i
sind mit rund 150 Jahren die jüngste und auch kleinste der Weltreligionen,
haben aber geografisch die größte Ausdehnung nach dem Christentum.
In 190 Ländern gibt es die Gläubigen, die davon überzeugt
sind, dass die Weltreligionen aufeinander aufbauen und geistige Gemeinsamkeiten
wie die Forderung nach Frieden übereinstimmend beinhalten. «Bei
uns gibt es aber wenige Rituale und keinen Klerus, wir sind eine selbstverwaltete
Organisation, bei der Meditation und Gebet eine wichtige Rolle spielen»,
so Hartmut Nowotny. Hauptziel sei die Förderung des interreligiösen
Dialogs. Rund 6000 Bahá'i gibt es in Deutschland, davon etwa 60
in Stuttgart.
Auf Initiative
der Bahá'i wird seit über 40 Jahren weltweit immer am dritten
Januarsonntag der Weltreligionstag gefeiert. «Das soll aber nur ein
Anlass sein, der ins alltägliche Leben übergehen muss»,
so Nowotny. Bis in die sechziger Jahre hinein wurde diese Tradition in
Stuttgart gepflegt, dann geriet sie in Vergessenheit. Vor zwei Jahren
haben die Bahá'i den Weltreligionstag in der Landeshauptstadt wieder
belebt. «In den letzten beiden Jahren gab es nur Einzelvorträge.
Diesmal soll der Austausch in einem Podiumsgespräch stattfinden»,
so Michael Gollmer, Mitglied des Arbeitskreises.
Auf der
Bühne im Weißen Saal des Neuen Schlosses werden am Sonntag
um 15 Uhr Vertreter verschiedenster Religionen sitzen, unter anderen Nadeem
Elyas vom Zentralrat der Muslime und Meinhard Tenné vom Zentralrat
der Juden. Tenné freut sich auf die Diskussion: «Die Bahá'i
wollen Grenzen abreißen und gemeinsame Wurzeln hervorholen.» Moderiert wird das mit
Spannung erwartete Gespräch von Andreas Rössler,
Chefredakteur des «Evangelischen Gemeindeblatts» für Württemberg.
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