Sonntag, 2. Juni 2002, 18 Uhr 41 Minuten
Hinter Schweriner Amtstüren
[KOMM_ÜS]Mitteilenswertes und Exotisches
Oft bekommt man als Journalist per Pressemitteilung mitgeteilt, was man gar nicht wissen wollte. Dagegen teilen
Landesbehörden, Verbände oder Unternehmen das, was einen wirklich brennend interessiert, häufig nur in sehr dürftiger Form
mit.
Manchmal aus gutem Grunde: So wurden Journalisten am Vorabend der großen Landtags-Debatte über das parlamentarische
Selbstverständnis im Zusammenhang mit Untreue-Ermittlungen gebeten, ihre "Kundschaft " auf die Live-Übertragung im Internet
hinzuweisen. Worauf jedoch nicht verwiesen wurde: Dass der bislang eher antiquierte Internet-Auftritt des Landtags unter
www.landtag-mv.de völlig neu gestaltet wurde und nun eine Menge neuer Service-Funktionen bietet, die jedem interessierten
Bürger einen hilfreichen Einblick in die Funktionsweise des Parlaments bieten. Hinter Amtstüren hieß es, wegen nfänglicher
Probleme sei bewusst der Probelauf abgewartet worden, um heute offiziell zu starten. Noch gestern Abend aber sollte das eine
Pressemitteilung verkünden. Eine hilfreiche Dienstleistung sind auch alljährlich Kalender verschiedener Größen, die einen
Überblick über den Sitzungsrhythmus des Parlaments erlauben. Die dabei übliche Kennzeichnung deutscher Feier- und Gedenk-
sowie internationaler Thementage wie dem "Tag des Weltpostvereins " wurde in einer Kalenderausgabe zwecks kultureller
Horizonterweiterung angereichert mit exotischen Daten. So erfährt der Betrachter, dass am 14. Januar das fünftägige
"Pongalfest der Tamilen " beginnt oder am 21. April das "Ridvanfest der Baha’i ". Auch, dass der 7. September "Rosch
Haschana ", das Jüdische Neujahrsfest ist und der 5. Dezember nicht nur Tag des Ehrenamtes, sondern zugleich das muslimische
Ramadanfest. Zum 23. Mai aber vermerkt der Kalender nichts: Dabei ist das der Tag des Grundgesetzes. Hinter Amtstüren, so
hieß es, wurde der Lapsus längst "ausgewertet " und für den nächsten Kalender ein dicker Knoten ins Taschentuch geknüpft.
Weder mit noch ohne Knoten teilt üblicherweise eine Regierung mit, welches Personal sie kurz vor der Wahl auf welche
Schlüsselposition des Beamtenapparates setzt, um nach einer eventuellen Niederlage eigene Leute als "U-Boote " im Apparat
des politischen Gegners zu haben. So hört man nur hinter Amtstüren, dass jetzt der Büroleiter des Justizministers erste r
Abteilungsleiter des Sozialministeriums werden soll. Das fanden Sozialministeriale, die sich für erfahrener und
qualifizierter halten, nicht so gut. Sie reichten Konkurrenzklage ein. Personalentscheidung per Verwaltungsgericht also.
Michael Seidel.
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