Weltkirche 17. August 2003, 11:05
Indien und Pakistan: Immer mehr Übergriffe auf religiöse Minderheiten
IGFM zu Unabhängigkeitstagen: Realität steht in scharfem Kontrast zu toleranten Gründungsideen
Frankfurt a. M. (kath.net/idea) In Pakistan und Indien sind Toleranz und religiöse Gleichberechtigung nicht gewährleistet. In Indien werden Muslime zum
Opfer von Hindu-Extremisten, und in Pakistan geraten vorwiegend Hindus ins Visier muslimischer Gewalttäter. Vermehrt werden in beiden Staaten Christen Ziele
religiöser Fanatiker. Darauf weist die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt am Main aus Anlaß der Unabhängigkeitstage der beiden
Länder hin. Am 14. August erinnert Pakistan und am 15. August Indien an die Entlassung aus der britischen Kolonialherrschaft im Jahr 1947. Zu den
Gründungsgrundlagen beider Länder gehören laut IGFM Toleranz und Glaubensfreiheit. Indien sei von seiner Verfassung her ein säkularer Staat mit der Ablehnung
jeglicher religiöser Diskriminierung, und auch der Gründer Pakistans, Ali Jinnah (1876-1948), habe die Gleichberechtigung aller Bürger unabhängig von ihrer
Religion gefordert. Von den 156 Millionen Einwohnern Pakistans sind rund 96 Prozent Moslems, 2,3 Prozent Christen und 1,5 Prozent Hinduisten. Der Rest gehört
kleineren Gruppierungen wie den Baha’i und Stammesreligionen an. Von Indiens mehr als einer Milliarde Einwohnern sind fast 80 Prozent Hindus, 12,5
Prozent Moslems und etwa 2,5 Prozent Christen.
Christen werden zu Zielen militanter Hinduisten und Moslems
Seit der Machtübernahme durch eine hinduistische National-Demokratische Allianz 1998 wurden in Indien laut IGFM mehr als tausend Angriffe auf Christen bis hin
zur Ermordung von Missionaren registriert. Mehrere Bundesstaaten hätten Gesetze erlassen, die einen Übertritt von Hindus zu anderen Religionen meldepflichtig
und damit nahezu unmöglich machten. Im Nordwesten Pakistans wurde im Juni das islamische Recht (Scharia) unter Einbeziehung von Körperstrafen wie Amputationen
oder Steinigungen eingeführt. Bei sechs schweren Übergriffen seit Herbst 2001 durch moslemische Extremisten wurden 50 Menschen getötet und zahlreiche
christliche Einrichtungen verwüstet.
Wieder wurde ein Priester in Pakistan ermordet
In der Provinz Punjab wurde im Juli der katholische Priester George Ibrahim ermordet, Wohnungen von Christen wurden geplündert und in Brand gesetzt. Viele
Nichtmuslime seien nach dem Blasphemiegesetz wegen angeblicher Beleidigung des Islam angeklagt und in mehreren Fällen zum Tode verurteilt worden. Anläßlich der
Unabhängigkeitstage fordert die IGFM Gleichberechtigung und Schutz für religiöse Minderheiten. Indien habe den “Internationalen Pakt über bürgerliche und
politische Rechte” mit der Freiheit des Religionswechsel ratifiziert und müsse sich daran messen lassen. Die Menschenrechtsorganisation mahnt Pakistan
besonders zur Abschaffung des Blasphemiegesetzes und zur Ahndung von Verbrechen an Angehörigen religiöser Minderheiten.
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